DIE ZEIT: Herr Johnson, der Nobelpreis für Sie und Ihre beiden Kollegen Daron Acemoğlu and James Robinson wird weithin auch als ein politisches Signal verstanden. Schließlich sind Sie in Ihren Forschungen zu dem Schluss gekommen, dass eine Demokratie mit Freiheitsrechten im westlichen Sinne das beste Arrangement für den Wohlstand sei – und für dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg. Solte man das wirklich so verstehen?

Simon Johnson: Wir publizieren zu diesem Thema ja schon seit 1999, und ich fand es damals auffällig, wie gut unsere Arbeiten bei Rechten wie Linken ankamen. Wir argumentierten, dass verlässliche Eigentumsrechte sehr wichtig sind, und das gefiel dem rechten Lager, das war dort immer ein Kernthema gewesen. Wir erklärten aber auch, warum freiheitliche Bürgerrechte und Chancengleichheit für alle bedeutsame Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg sind, was der Linken gefiel. Eigentlich wollten wir aber kein politisches Statement abgeben, sondern einfach ergründen: Warum haben einige Länder es geschafft, die Armut abzuschaffen und Wohlstand zu erlangen – und andere nicht?